Amphibienrettungsaktion der AG Wurmtal 2002 bis 2007 im Naturschutzgebiet Wurmtal im Bereich zwischen der Bardenberger Mühle und Würselen- Bardenberg

Bericht von Günter Kalinka, 2007

Anwohner wiesen die Mitglieder der AG Wurmtal 2001 darauf hin, dass alljährlich im Frühjahr auf der Straße Am Mühlenweg im Würselener Stadtteil Bardenberg- Ath Kröten von Autos überfahren wurden. Der Bereich befindet sich innerhalb des FFH und Naturschutzgebiet Wurmtal.

In einer gemeinsamen Aktion, die von den Mitgliedern der AG Wurmtal, der Stadt Würselen und dem Kreis Aachen durchgeführt wurde, konnte 2002 erstmals dem massenhaften Amphibientod begegnet werden.

Bei warmer Witterung beginnt im zeitigen Frühjahr die Wanderung der Erdkröten und der anderen Amphibien von ihren Winterquartieren im Wurmtalwald zu den im Tal befindlichen Teichen an der Bardenberger Mühle oder am Knopp, um dort abzulaichen. Hierzu müssen sie die Straße Mühlenweg überqueren, wobei sie dann in großer Anzahl von den Autos überfahren und getötet werden. In den vergangenen Jahren wurden auf der leider stark befahrenen Nebenstraße zwischen Herzogenrath-Kohlscheid und Würselen-Bardenberg im FFH und Naturschutzgebiet Wurmtal dutzende wandernde Erdkröten überfahren. Die Erdkröte ist ein typisches Waldtier; hier liegt ihr Winterquartier und zumeist auch der sommerliche Lebensraum. Die Tiere legen, um die außerhalb des Waldes befindlichen Gewässer aufzusuchen, zum Teil erstaunlich weite Wanderstrecken zurück, die bis zu drei Kilometer betragen können.

Die überwiegend in den Nächten mit günstigen Witterungsbedingungen einsetzende Krötenwanderung erfolgt langsam mit vielen Pausen. Für eine sieben Meter breite Straße brauchen die Tiere manchmal bis zu zwanzig Minuten. Bereits bei einem Fahrverkehr von lediglich fünf Kraftfahrzeugen je Viertelstunde können die Verluste durch Verkehrstod über 20% betragen. Die Verweilzeiten der Erdkröten werden durch Schreckstellungen im Scheinwerferlicht noch verlängert. Bei größerem Fahrverkehr kann der Verlust auf der Straße so bedrohlich werden, dass der Erdkrötenbestand insgesamt gefährdet ist und dann nicht mehr ausgeglichen werden kann.

Die AG Wurmtal hat nach der erfolgreichen Rettungsaktion 2002 auch in den Folgejahren die Amphibienschutzmaßnahme weiter fortgeführt. Hierzu wurde jedes Jahr im Februar ein Krötenzaun mit Unterstützung und Hilfe der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Aachen errichtet. Die Aufstellung des Krötenzauns erfolgte dankenswerterweise mit Beschäftigten der "Sprungbrett GmbH", einer Beschäftigungs- und Qualifikationsmaßnahme des Kreises Aachen mit Sitz in Würselen. Der Krötenzaun wurde beidseitig der Straße Mühlenweg aufgebaut und die wandernden Amphibien dann von Anfang Februar bis Anfang Mai von den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern der AG Wurmtal zur gegenüberliegenden Straßenseite getragen.

Die von den Naturschützern durchgeführte Kontrolle des Krötenzauns erfolgte während dieses Zeitraums jeden Tag früh morgens und spät abends. Anfang Mai wurde der Krötenzaun wieder abgebaut. Während der Rettungsaktion erfolgte häufiger Vandalismus mit einer Zerstörung des Zaunes, der über weite Strecken aus dem Boden herausgerissen wurde. Darüber hinaus wurden auch die Auffangeimer mehrfach aus der Vertiefung gerissen und in den Wald den Abhang hinabgeworfen! Daher mussten die Mitglieder der AG Wurmtal den Zaun oftmals nachbessern.

Folgende Mitglieder der AG Wurmtal waren an den Amphibienrettungsaktionen beteiligt:

Katja Rüth, Ilona Slebioda, Daniela Slebioda, Jörn Middendorf, Dr. Kerstin Brucksch, Sylvia Rosenthal, Marlene Seeger, Albert Seulen, Werner Schneider, Renate Knauf, Günther Pool, Hermann Lach, Franz-Josef Birken, Karl-Heinz Ramacher, Günter Kalinka.

Die Aktionen dauerten jeweils rd. 90 Tage. Sie starteten meist an den ersten milden, leicht regnerischen Tagen. Während der  Amphibienrettung wurden durch die beteiligten Mitglieder der AG Wurmtal insgesamt jeweils 130 bis 160 Arbeitsstunden (einschließlich mehrere Zaunreparaturen) geleistet.

Das Ergebnis der Rettungsaktion war sehr überraschend.

Die Anzahl der geretteten Amphibien stieg seit Beginn der Rettungsaktion 2002 stetig an und weist auf einen, sich langsam wieder erholenden großen Bestand an Amphibien in diesem Bereich hin.

Anzahl der erfassten Amphibien:
Jahr 2002 : 2.251
Jahr 2003 : 2.525
Jahr 2004 : 4.141
Jahr 2005 : 4.704
Jahr 2006 : 5.161

Seit dem Beginn der Amphibienrettung wurden bislang insgesamt 19.000 Amphibien registriert und über die Straße getragen. Zumeist wurden Erdkröten und Grasfrösche sowie Teich-, Faden- und Bergmolche, gelegentlich auch Kreuzkröten und Grünfrösche vorgefunden. Besonders erwähnenswert ist der Nachweis des Kammmolches.

Zur Spitzenzeit der Wanderbewegung, je nach Witterungsverlauf meist Mitte März, wurden oftmals an nur zwei oder drei Tagen zwischen 1.500 bis 2.000 Amphibien über die Straße getragen. Als Höhepunkt können der 18.03.2005 mit insgesamt 728, der 19.03.2005 mit 522 und der 20.03.2005 mit 752 Amphibien angesehen werden, wo allein an diesen drei Tagen 2.002 Tiere (nahezu die Hälfte der in 2005 registrierten Amphibien!) über die Straße getragen wurden.

Die von den Naturschützern täglich erbrachte Arbeit zum Schutz der Erdkröten und anderen Amphibien war jedoch nur als Not- und Hilfsmaßnahme zu sehen. Als dauerhafter Weg konnte hier nur eine Querung der Straße mittels Krötentunnel in Betracht kommen, damit die Amphibien die Straße gefahrlos unterqueren können. Die AG Wurmtal hat hierzu ihre Aufzeichnungen zu den Wanderbewegungen der Amphibien und Vorschläge zur richtigen Platzierung von Krötentunneln an der Straße Am Mühlenweg der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Aachen übergeben. Nach konkreten Planungen 2006, erfolgte der Bau von vier Krötentunneln Ende Januar/Anfang Februar 2007.

Der Krötenzaun wird als Leiteinrichtung beidseitig entlang der Straße Mühlenweg jährlich stationär errichtet und an die vorhandenen Krötentunnel (Straßenunterführungen) angeschlossen. Seit 2007 können die Amphibien bei ihren Wanderungen jetzt gefahrlos die Straße unterqueren.

Mit dem Bau der Krötentunnel wurde die von den Mitgliedern der AG Wurmtal geforderte und lang ersehnte Schutzmaßnahme für die Amphibien Am Mühlenweg endlich realisiert.

 

Amphibienrettungsaktion an der Bergerstraße in Herzogenrath, Einbau von stationären Krötentunnel Anfang des Jahres 2023

Info und Übersicht über die Maßnahmen zur Amphibierettung in der Bergerstraße in Herzogenrath.

Berichterstatter: Günter Kalinka, AG Wurmtal e.V. für die IG Krötenrettung Bergerstraße.

 

Seit 2015 wurden die Amphibien, die auf der Bergerstraße in Herzogenrath an der Zufahrt zum Parkplatz an der Schwimmhalle und zum Sportplatz in den vergangenen Jahren im zeitigen Frühjahr vorgefunden wurden, von den Teilnehmern der Interessensgemeinschaft (IG) Krötenrettung Bergerstraße, bestehend aus ehrenamtlich tätigen Mitgliedern der AG Wurmtal e.V., des NABU und anderen nicht verbandlich organisierten Personen, gerettet.

Die Kontrollen des Krötenzaunes erfolgten in Abstimmung und Planung mit der Unteren Naturschutzbehörde der StädteRegion Aachen.

Die Statistik der Jahre 2015 bis 2022 zeigt eindrucksvoll die Größenordnung an Amphibien auf, die durch den Fahr- Verkehr auf der Bergerstraße in Herzogenrath gefährdet waren.

 

Im Jahr 2015 wurden insges. 4.627 Amphibien erfasst.

Im Jahr 2016 wurden insges. 1.858 Amphibien als Teilergebnis erfasst,  (Hochrechn. ca. 3.000).

Im Jahr 2017 wurden insges. 3.454 Amphibien erfasst (aus Schätzung und Hochrechnung

                 einschließlich der überfahrenen Verluste und unregistriert geretteten Tiere ca. 4.000).

im Jahr 2018 wurden insges. 3.444 Amphibien erfasst (aus Schätzung u. Hochrechn. ca. 4.000).

im Jahr 2019 wurden insges. 4.757 Amphibien erfasst (aus Schätzung u. Hochrechn. ca. 5.000).

im Jahr 2020 wurden insges. 4.938 Amphibien erfasst (aus Schätzung u. Hochrechn.   >  5.000).

im Jahr 2021 wurden insges. 5.147 Amphibien erfasst (aus Schätzung u. Hochrechn.   >  5.300).

im Jahr 2022 wurden insges. 4.987 Amphibien erfasst (aus Schätzung u. Hochrechn.   >  5.100).

 

In dem achtjährigen Zeitraum wurden über 33.000 Amphibien erfasst und vor dem Verkehrstod bewahrt.   

Gefunden wurden während des gesamten Zeitraumes der Aktionen:  Erdkröten, Frösche (überwiegend Grasfrösche aber auch Grünfrösche) sowie Molche (überwiegend Teichmolche, weniger Fadenmolche, wenige Bergmolche undeinmal ein Kammolch (2015).

Für die dauerhafte Schutzmaßnahme kamen temporäre Aufstellung eines Amphibien-Leitzaunes in Kombination mit stationären Klimatunnel („Krötentunnel“)im Straßenkörper in Betracht. Während die Planungen 2021 hierzu bereits abgeschlossen waren, verzögerte sich die Herstellung der Klimatunnel aus verschiedensten Gründen.

Die Erstellung der dauerhaften Schutzeinrichtung („Krötentunnel“) konnte jedoch Anfang des Jahres 2023 mit Hilfe der Stadt Herzogenrath durch die Untere Naturschutzbehörde der StädteRegion Aachen letztendlich umgesetzt werden.

Es erfolgten die Errichtung von drei Klimatunneln (ursprünglich waren 4 Tunnel vorgesehen) Die Abstände der Straßenquerungen sind teilweise jedoch recht nah beieinander. Die längste Zulaufstrecke vom Schwimmbad aus beträgt über 80 m. Die Bauausführung erfolgte durch die

Fa. Reuber, Tiefbauunternehmen aus Alsdorf, die Mitte Januar 2023 die Arbeiten durchführte. Restarbeiten wurden noch Anfang Februar 2023 vorgenommen.

Am 15.2.2023 wurde der Krötenleitzaun beidseitig der Bergerstraße errichtet und an die Einführungen der Krötentunnel angeschlossen. Dies erfolgte gerade noch bevor die große Wanderung der Amphibien einsetzte. Erste Amphibien dürften jedoch schon vorher wegen der wenig winterlichen Temperaturen, Ende Dezember, Anfang Januar zu den Laichplätzen gewandert sein (im Jahr 2022 begann die Wanderung der Amphibien am 19.2.2022).

An dieser Stelle sei nochmals ein ganz besonderer Dank an die ehrenamtlichen Teilnehmer/innen der Amphibienrettungsaktion der vergangenen Jahre gerichtet, die auch unter den erschwerten Bedingungen während der Coronapandemie ihren Kontrolldienst am Amphibienfangzaun verrichtet haben und zum Überleben der Amphibienbestände wesentlich beigetragen haben.

G. Kalinka, Herzogenrath, den 28.2.2023