Bericht zur Jahresversammlung 2023 der AG Wurmtal e.V.

Die Arbeitsgemeinschaft Wurmtal ist eine bedeutende lokale Naturschutzgruppe, die sich dem Schutz des Naturschutzgebietes (NSG) Wurmtal, das sich auf Würselener und Herzogenrather Gebiet erstreckt, widmet. Einmal im Jahr laden die Naturschützer, die im Wesentlichen aus den beiden genannten Städten stammen, zu einer Jahresversammlung ein, auf der Berichte zum Stand des NSG sowie Vorträge zu eher allgemeinen Themen auf dem Programm stehen. Mit 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die diesjährige Versammlung der AG Wurmtal im Saal des Pfarrheims St. Josef im Herzogenrather Stadtteil Straß gut besucht. Der stellvertretende Vorsitzende der AG Wurmtal, Dr. Hans-Jürgen Weyer, hatte die Sitzungsleitung inne und begrüßte besonders den Herzogenrather Bürgermeister, Dr. Benjamin Fadavian, der in seinem Grußwort die Bedeutung der Arbeit der Naturschützer für die Stadt Herzogenrath und das Naturschutzgebiet Wurmtal hervorhob. In seiner Moderation bezeichnete Weyer den Flächenverbrauch als eines der größten aktuellen Probleme. Zur Zeit werden in Deutschland 55 ha freie Fläche pro Tag (!) für Wohnungsbau, Gewerbe, Infrastruktur und Industrie verbraucht. Diese Flächen sind dann für Landwirtschaft, Natur- und Artenschutz endgültig verloren, wo sie aber ebenso dringend benötigt werden. Eine Lösung dieses drängenden Problems sei nicht in Sicht.

Der erste Vortrag widmete ich der "faszinierenden Welt der Pilze". Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere, da ihnen wichtige Merkmale fehlen, um zu einer der beiden Gruppen zu gehören. Daher hat die Biologie Pilze zu einem eigenen "Reich" zusammengefasst. Das größte Lebewesen der Welt ist mit seinem unterirdischen Geflecht ein Hallimaschpilz in Oregon (USA). Pilzexperte Robert Mohl (Arbeitsgemeinschaft Pilz, Jülich, und Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Mykologie im Jülicher Land e.V.) zeigte mit vielen Abbildungen die Vielfalt und die Bedeutung der Pilze auf. Dabei konzentrierte er sich auf die heimischen Vorkommen. Für den Wald sind sie aufgrund vielfältiger Symbiosen mit den Bäumen und dem Abbau z. B. von Totholz ein lebenswichtiger Bestandteil. Auch für den Menschen haben sie große Bedeutung, nicht nur als Speisepilz, sondern auch z. B. in Form von Hefen, die zum Backen und Brauen unerlässlich sind.

Der Vorsitzende der AG Wurmtal, Günter Kalinka, verband in seinem Vortrag eindrucksvoll die Erfolge der Naturschützer mit den z. T. heftigen Bedrohungen, denen das Naturschutzgebiet ausgesetzt ist. Zu den Erfolgen zählt die naturnahe Betreuung etlicher angekaufter oder gepachteter Flächen im NSG. Dies hat sich z. B. durch das Anlegen von Streuobstwiesen positiv auf verschiedene gefährdete Arten ausgewirkt. Ebenso gehören Amphibienrettungsmaßnahmen zu den Erfolgen, wenn während deren Laichzeiten pro Jahr mehrere Tausend Exemplare vor dem Überfahrenwerden bewahrt werden. Mittlerweile sind in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren an den wichtigsten Stellen (z. B. Bergerstraße) Untertunnelungen eingerichtet worden, so dass die Amphibien gefahrloser die Straße unterqueren können. Doch zu einer Zustandsbeschreibung des Naturschutzgebietes gehören auch die negativen Seiten. Hier erwähnte Kalinka insbesondere die Rücksichtslosigkeit von Mountainbikefahrern, was er durch Fotos eindrucksvoll belegen konnte. Die Mountainbiker betrachten das Wurmtal fast schon als ihren Besitz. Ihre selbst angelegten Trassen queren die Wanderwege, graben sich tief in die Steilhänge ein und nehmen weder auf Flora und Fauna noch auf Spaziergänger Rücksicht. Ein besonders krasses Beispiel war die fast schon professionelle Anlage eines befestigten Parcours abseits der Wege mitten im Naturschutzgebiet. Dass dies alles illegal ist, stört die Mountainbiker offenbar nicht. Der Parcours musste mit großem Aufwand behördlicherseits entfernt werden.

Doch leider lässt oftmals die Unterstützung der Genehmigungsbehörden aus Sicht der Naturschützer zu wünschen übrig. Als Beispiel nannte Kalinka die "Gravel-Rad-Meisterschaften" Anfang Mai, wo hunderte Radrennfahrer auch im Naturschutzgebiet ihre Meisterschaft durchführten. Die Strecke war bereits lange vor dem Rennen abgesperrt und für Spaziergänger nicht mehr zugänglich. Dass etliche der Radfahrer die Strecke schon vorher "ausprobierten" kam erschwerend hinzu. Aus Sicht der Naturschützer hätte diese Großveranstaltung nicht im Naturschutzgebiet stattfinden dürfen. Kalinka: "So lange sich die Genehmigungsbehörden sich nicht trauen, auch einmal "nein" zu sagen, hat der Naturschutz einen schweren Stand."

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Wurmtal nutzte die Gelegenheit, um eine Ehrung vorzunehmen. Den Ehrenpreis der AG Wurmtal erhielt Udo Thorwesten aus Baesweiler. Udo Thorwesten, mittlerweile im Ruhestand, war als Mitarbeiter in der Unteren Landschaftsbehörde wichtiger Ansprechpartner für die Belange des Naturschutzes. Er hatte stets ein offenes Ohr für die Naturschützer und half mit vielen konkreten Maßnahmen den Einsatz für die bedrohten Pflanzen und Tiere im NSG Wurmtal zu unterstützen.

Der letzte Vortrag wurde mit Spannung erwartet, denn die Frage "Ist der Wolf auch bei uns wieder heimisch?" wird in der Öffentlichkeit heftig diskutiert. Hermann Carl, sachkundiger und benannter Wolfsberater des Landes NRW für die Städteregion Aachen, zeigte in seinem Vortrag, dass es im deutsch-belgischen Grenzgebiet kleinere stationäre Wolfsrudel gibt. Seine Aufgabe als "Wolfsberater" besteht im Wesentlichen darin, Sichtungen und vom Wolf angerichtete Schäden (z. B. gerissene Schafe) zu dokumentieren. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, die DNS der Wölfe zu erhalten, um Verwandtschaftsverhältnisse herauszufinden. Mit Hilfe eines eingesetzten Minisenders konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass ein Wolf aus Belarus eingewandert ist. In einer Nacht durchstreift ein Wolf mit Leichtigkeit ein Revier von mehreren Zehnerkilometern Größe. In seinem unterhaltsamen und mit Erlebnisschilderungen gespickten Vortrag scheute Carl sich nicht, auch Fotos von gerissenen Schafen zu zeigen. Schutzmaßnahmen, z. B. durch spezielle Zäune, werden vom Land finanziell unterstützt. Der Mensch braucht sich nach seiner Meinung vor einem Wolf nicht zu fürchten, wenngleich er nicht aktiv seine Nähe suchen sollte. Auf die Problematik, wie Wölfe angesichts gerissener Nutztiere in einem Land wie Deutschland von der Bevölkerung akzeptiert werden können, ging er nicht ein. Sich hier zu informieren und sich anschließend eine Meinung zu bilden, bleibt jedem der Zuhörer selbst überlassen.

Nach den Vorträgen hatte die AG Wurmtal zu einem Abendbuffet eingeladen, was gerne angenommen wurde. Da die Vorträge Anlass für viele Fragen gaben, wurde bis in den späten Abend hinein zwischen den Zuhörern und mit den Referenten eifrig diskutiert.

Die AG Wurmtal - Arbeitsgemeinschaft zur Rettung bedrohter Pflanzen und Tiere im Wurmtal - ist ein eingetragener Verein, der Naturschutz sowohl draußen im Gelände als auch durch Eingaben und Stellungnahmen "am Schreibtisch" betreibt.